deutsch english
 

 

 

Wilhelm Friedemann Bach (1710 – 1784)

 

geboren am 22.11.1710 in Weimar (nicht, wie fälschlicherweise auf der Gedenktafel in Weimar vermerkt, am 17.11.1710) war mit großer Sicherheit ein "Wunschkind": als erstgeborener Sohn einer jungen Familie mit abgesicherter Existenz, der Vater in hervorragender Stellung am Weimarer Hof, und mit seinen 25 Jahren bereits einer der gefragtesten Musiker seiner Zeit.

 

"Friede" wird er liebevoll vom Vater genannt, und von diesem bereits von früher Jugend an intensiv gefördert. Dennoch wird es der Sohn, als Spieler und Komponist in die Fußstapfen des Vaters tretend, nicht leicht haben, sich gegen den – vielleicht nicht nur musikalischen? -  "Über-Vater" zu behaupten.

 

In seiner Jugend scheint er zunächst primär eine Laufbahn als Virtuose anzustreben, womöglich im Zusammenhang mit der ihm bewussten unerreichbaren kompositorischen Perfektion seines Vaters. Viel kreative Energie investiert er in das freie Improvisieren - eine Disziplin, die ihm bis zu seinem Tod wichtig bleiben wird. Als Komponist entwickelt er einen dezidiert individuellen, hochvirtuosen und empfindsamen Stil, und zählt neben seinem Bruder Carl Philipp Emanuel zu einem der wichtigsten Vertreter der Epoche zwischen Barock und Klassik. Seine Cembalowerke gehören zu den schwersten seiner Zeit, aber auch die Kantaten sowie die Orchester- und Klaviermusik zeigt einen stark virtuosen Zugriff. Seine Fantasien und Polonaisen aber nehmen in kühner Weise bereits Elemente der noch fernen Romantik voraus.

Ein begnadeter Künstler, dem eigentlich alle Türen offen stehen. Jedoch sein – den Zeugnissen nach – äußerst schwieriger Charakter trägt ihm beruflich viele Schwierigkeiten ein. Nachdem er ohne anderweitige Alternative seine feste Stellung in Halle kündigt, findet er trotz zahlreicher Versuche nirgendwo eine neue Arbeit. Wiewohl er noch als Orgelvirtuose auftritt, sind seine letzten Jahre von ständigen Geldsorgen geprägt, die ihn dazu zwingen, Werke des Vaters, aber auch Haus und Gut zu verkaufen. Wilhelm Friedemann Bach stirbt 1784 völlig verarmt.

Der Nachruf in C. Fr. Cramers Magazin der Musik von 1784 vermerkt:
"Deutschland hat an ihm seinen ersten Orgelspieler und die musikalische Welt überhaupt einen Mann verloren, dessen Verlust unersetzlich ist."

Impressum